Auszug aus den Chroniken der drei Kontinente

 

 

 

 Im 64. Zeitalter erhoben sich die Mächte der Finsternis zu einem letzten und alles entscheidenden Schlag. Dies erschütterte die Welt der drei Kontinente für ein ganzes Jahrhundert. Der Anführer der Dunkelheit, Fürst Braal von Kavaan, nutzte die Schutzlosigkeit der kleinen, in sich uneinigen Reiche und begann auf heimtückische Art und Weise Stück für Stück mit der Eroberung des Landes Taar, dem größten Kontinent. Braal befehligte hunderttausend Soldaten und auf seinen Feldzügen schloss sich ihm die eine oder andere Garnison freiwillig an. Wenige blieben standhaft. Sie gingen lieber aus tiefster Überzeugung ehrenhaft unter, als sich seiner Knechtschaft zu unterwerfen. Über Jahre hinweg fechtet man blutige Kämpfe aus, schloss Bündnisse und brach selbige wieder. Aus Freunden wurden Feinde und aus Feinden neue Freunde.

 

In dieser Zeit des Chaos versuchte Prun, der mächtigste Zauberer seiner Zeit, die Ordnung wiederherzustellen. Aus dieser Motivation heraus ersuchte er um Hilfe in Rak’shal, dem bedeutenden Reich des Landes Ak’ahal. Dort wollte man sich nicht mit den Problemen des Nachbarkontinents beschäftigen. Ihr Herrscher Omac’shal entschied mit den Vertretern aller Stämme, sich nicht einzumischen. Und obwohl sie hätten gewarnt sein müssen, gelang es Fürst Braal durch eine List und mit Unterstützung der rasenden Horden von Shanc’adur, dieses stolze Land einzunehmen. Seit langem trachteten die ärmeren Länder von ’adur nach Reichtum und wie sie ihre verhassten Brüder des Nordens verdrängen könnten.

 

Prun verschwand während der Kämpfe spurlos. Gerüchten zufolge wandte er sich angewidert von der Machtgier der Menschen und dem Verrat unter Brüdern während der Kriege von allem ab.

 

Durch Zauberei zu einer unnatürlichen Lebensdauer gebracht, dauerte Braals Herrschaft über 100 Jahre an, ehe ihn sein Alter zu guter Letzt einholte und er endlich starb. Als potenzieller Thronfolger zerstritt sich sein Sohn Llaar mit dem Anführer der Shanc’adur, um eine Erweiterung von dessen Befugnissen. In diesen Tagen zerfiel Ak’ahal in blutige Bürgerkriege und langsam kehrte man zur alten Ordnung zurück.

 

Nach dem Verlust seiner Verbündeten trachtete Fürst Llaar danach, den nördlichen Kontinent Nuun einzunehmen. Ein Aufschrei ging durch Nuun, hatten sich hierhin viele ehemalige Herrscherfamilien und freie Geister zurückgezogen, um den Widerstand zu planen. Ihre Angst blieb unbegründet. Die Strategie Llaars schlug fehl und seine Armee, welche für die dort herrschenden klimatischen Bedingungen nicht ausgerüstet war, fiel. Diese Niederlage besiegelte zehn Jahre später seinen endgültigen Untergang als Herrscher.

 

Die Völker von Taar lehnten sich auf und viele Gebiete erlangten ihre Souveränität zurück. Eine große Rolle spielte dabei eine Gruppe von tapferen Frauen und Männern von unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem Standes. Bald wurden sie von den befreiten Sklaven als Lichtsucher tituliert, weil ein besonderes Licht in einem Kristall sie gezielt dorthin führte, wo ihre Kräfte am dringendsten benötigt wurden. Dieser Kristall, wurde gemunkelt, war ein letztes Geschenk Pruns. Die Lichtsucher waren maßgeblich daran beteiligt, dass das Reich von Kavaan vollständig zerschlagen wurde. In der Folge verteilte man seine früheren Gebiete auf die angrenzenden Reiche. Mit einer kleinen Horde der treuesten Krieger flüchtete Llaar in die Hochländer des magischen Gebirges.

 

Später erzählte man an den Lagerfeuern von gar wunderlichen Begebenheiten. Dort in den Bergen soll der Fürst einen Pakt mit dem Tod geschlossen haben, auf dass er ewig Leben könne. Er wollte auf diese Weise Jahrhunderte überdauern, bis ein günstiger Zeitpunkt kommen würde, die Eroberung der Welt erneut anzustreben.

 

Die Lichtsucher blieben mit wechselnden Helden lange Zeit als hilfreiche Hand dem Land Taar erhalten, bis man eines Tages der Kristall auf geheimnisvolle Weise entwendete. Mit den Jahrzehnten gerieten jene Überlieferungen zu Legenden und die Legenden zu Geschichten. Viele gegenseitige Abneigungen und Feindseligkeiten blieben bis heute darin begründet.

 

Und die Geschichten wären Geschichten geblieben, wenn nicht  700 Jahren später das Böse begann, erneut nach der Macht zu greifen…

 

 

 

 

 

Bisher erschienen:

 

Kurzgeschichte "Vom Verschwinden des Jagolf Tinkel" aus der Anthologie "Der Ruf der Zwerge" erschienen 2013 im net-Verlag.

 

Kurzgeschichte "Der gute Geist des Waldes" aus der Anthologie "Zauberkräfte - Segen oder Fluch" erscheinen 2013 im net-Verlag.

 

Kurzgeschichte "Gute Schweter - Böse Schwester" aus der Anthologie "Gute Fee - Böse Fee" erscheint Anfang 2014 im net-Verlag.